Active Buildings - Innovation for Architecture in Motion
Das futuristisch anmutende „active energy building“, ein Mehrfamilienhaus in Vaduz, ist der Prototyp eines neuen urbanen, dezentralen Energieerzeugungssystems, das ein richtungsweisendes Modell zur Energiegewinnung und -verteilung darstellt. Es steht im Zentrum der Ausstellung, welche die umfassende Forschungsarbeit des österreichischen Architekten-Duos Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn mit ihren Ergebnissen zu zahlreichen Neuerungen hinsichtlich Material, Konstruktion und Netzwerkaufbau für die Entwicklung aktiver Gebäude präsentiert. Anhand weiterer Projekte zeigt das Büro seine innovativen Strategien, die zur Bewältigung der großen Herausforderungen der Gesellschaft – wie Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit – beitragen. Fotografien, Texte, Zeichnungen und Architekturmodelle geben Einblick auch in Kultur- und Infrastrukturbauten.
Aktuell verbrauchen Städte 75 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und emittieren 80 Prozent des vom Menschen verursachten Kohlendioxids. Städtische Agglomerationen beherbergen heute mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts dieser Fakten und der global zunehmenden Urbanisierung sucht das Team von falkeis²architects nach neuen Strategien zur Reduzierung der CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs.
Beispielhaft beweist das „active energy building“, dass mit nachhaltiger Architektur ein wesentlicher Beitrag für die geplanten Standards zur Klimaneutralität 2050 geleistet werden kann. In Zusammenarbeit mit universitärer Forschung und Industrie haben die Architekten zahlreiche neue Materialien und Techniken entwickelt, die ein komplexes System der Energiegewinnung ermöglichen.
Das fünfstöckige Gebäude wurde 2017 fertiggestellt und liegt mitten im dichten Kleinstadtgefüge von Vaduz in Liechtenstein. Es beinhaltet zwölf Wohnungen unterschiedlicher Größe mit einer Gesamtnutzfläche von 3.200 Quadratmetern. Eine hohe Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Raumanforderungen wird durch eine äußerst effektive Tragstruktur des Stahl-Betonbaus erreicht.
Mit einem integrierten Energieerzeugungssystem produziert das „active energy building“ mehr Energie als es selbst verbraucht. Geothermie bildet die Basis für die nachhaltige Energietechnik, ergänzend wirkt die passive und aktive Nutzung von Energie von Solarpaneelen und -flügeln. Mit dem Energieüberschuss werden die benachbarten Gebäude über eine vernetzte Struktur versorgt und Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Das für den Nachhaltigkeitspreis „Erneuerbare Energie und Energieeffizienz“ der Internationalen Bodenseekonferenz 2017 nominierte Gebäude positioniert zukunftsweisende Architektur als Motor zur Verbesserung der Lebensqualität.
Die Ausstellung „Active Buildings – Innovation for Architecture in Motion“ zeigt weitere entworfene und gebaute Projekte, die sich auf angewandte transdisziplinäre Forschung – Grundlage für die architektonische Arbeit von falkeis²architects – stützen:
„connecting link“ ist ein Beitrag zu einem EU-weiten Realisierungswettbewerb für eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über den Donaukanal in Wien. Aus Gründen der Hochwassersicherheit und der notwendigen Schiffbarkeit des Kanals war die Konzipierung einer beweglichen Brücke Voraussetzung für die Projekteinreichung. Gemeinsam mit dem Bauingenieur Harald Kloft entwarfen die Architekten eine leichte und dynamische Kippbrücke. Als Halbschalkörper aufgebaut, kann das Gewicht der Brücke auf ein Drittel einer traditionellen Struktur reduziert werden.
Mit dem „giant instrument“ wird ein weiterer Wettbewerbsbeitrag (2. Platz) vorgestellt. Das Duo Falkeis-Falkeis-Senn entwickelte mit den Statikern Spirk & Partner, Waagner-Biró und Siemens Bacon ein bewegliches Dach für die Felsenreitschule – eine Spielstätte der Salzburger Festspiele, dem weltweit bedeutendsten Festival der klassischen Musik und darstellenden Kunst. Konzipiert als Teil der Bühnentechnik, kann durch eine Öffnung des Daches der Innenraum innerhalb von fünf Minuten in eine Freiluft-Bühne verwandelt werden. Das System besteht aus vier elf Meter breiten Klappen, die sich wie Finger heben und senken lassen.
Das Projekt „mauthausen memorial“ ist eine Installation für den Bühnenbereich einer im Jahr 1998 stattgefundenen Freiluft-Gedenkveranstaltung im Steinbruch des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Österreich. In der Zusammenarbeit mit dem Akustiker Karlheinz Müller wurde eine 3D-Beschallung entwickelt, die eine Aufführung der Komposition von Joe Zawinul mit einer Veränderung des akustischen Raumeindruckes in Echtzeit ermöglichte. Gemeinsam mit Ingenieur Klaus Bollinger wurde in Konzeption und Umsetzung auf eine Einhausung des Bühnenraums bewusst verzichtet, um den Blick auf die dahinterliegenden Wände des Steinbruchs freizuhalten. Als leichtes Objekt aus Textilien und Seilens "schwebte" die beleuchtete Membranstruktur über der Bühne.
Über falkeis²architects
Anton Falkeis und Cornelia Falkeis-Senn betreiben die Büros falkeis.architects_vienna (seit 1988) sowie falkeis.architects_vaduz und das Labor für Gebäudeinnovation falkeis²architects.building innovation lab (beide seit 2011). Zu ihrem architektonischen Werk wurde vielfach publiziert und ihre Projekte und Installationen auf den Biennalen von Venedig, Kuala Lumpur, New York, Los Angeles und Wien präsentiert. Sie sind JSPS Fellows der Japan Society for the Promotion of Science.