20.7.–28.8.2024

Stuttgart Main Station

Ein Jahrhundertprojekt wird Realität
Adresse
Christinenstrasse 18-19, 10119 Berlin
Öffnungszeiten
Di-Fr 11–18.30 Uhr, So-Mo 13–17.00 Uhr

Der neue Stuttgarter Tiefbahnhof kommt diesen Sommer nach Berlin. christoph ingenhoven architects präsentieren das Jahrhundertprojekt in einer spektakulären 360°-Fotoinstallation bei Aedes – anlässlich der Auszeichnung von Christoph Ingenhoven zum AW Architekt des Jahres 2024. In den vergangenen vier Jahrzehnten haben Christoph Ingenhoven und sein Team eine Vielzahl unterschiedlicher Bauaufgaben realisiert: international und in Deutschland. Mit dem Neubau für die RWE AG in Essen entstand 1996 das erste Hochhaus mit einer natürlich belüfteten Doppelfassade. Vielfach ausgezeichnete Hochhausprojekte entstanden in Sydney 2011, Singapur 2018 und Tokio 2021. Auf dem Kö-Bogen II in Düsseldorf wächst seit 2022 Europas größte grüne Gebäudehülle. 2026, wenn der Bahnhof in Stuttgart in Betrieb genommen wird, erweitert sich das Portfolio um einen einzigartigen Archetyp, der die Typologie des innerstädtischen Bahnhofs völlig neu definiert: originär, ökologisch und supergreen.

Ein neuer Bahnhof für Stuttgart

Der Ausbau der Bahnstrecke Stuttgart-Ulm ist eines der größten Infrastrukturprojekte Europas. Kernstück ist der neue Hauptbahnhof, der als 8-gleisiger Durchgangsbahnhof in Tieflage den bisherigen 16-gleisigen Kopfbahnhof ersetzt. Dabei werden die oberirdischen Gleisanlagen in der Innenstadt zurückgebaut, die frei werdenden Flächen eröffnen neue städtebauliche Perspektiven. Stuttgart-Ost und Stuttgart-Nord – bisher durch Gleise getrennte Stadtteile – werden nach über 150 Jahren wieder verbunden, die Fahrzeiten verkürzen sich.

1997 gewann Christoph Ingenhoven (beraten u.a. von Frei Otto) den Wettbewerb zur Neugestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Nach Abschluss der Finanzierungsvereinbarung im April 2009 begannen die Bauarbeiten am 2. Februar 2010. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 soll der neue Hauptbahnhof in Betrieb gehen. Christoph Ingenhoven erklärt dazu: „Dieses Bauwerk wird eine enorme Bedeutung für die Entwicklung Stuttgarts, Baden-Württembergs und Südwestdeutschlands haben. Dieser Bedeutung muss das Gebäude auch in seiner Gestaltung gerecht werden – zeigen, was Stuttgart heute ist und in Zukunft sein wird“.

Die Planungen umfassen den Neubau der unterirdischen Bahnhofshalle, den Umbau des Empfangsgebäudes, die Gestaltung der Freiflächen sowie die Verlegung der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie. Als Empfangsgebäude bleibt das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude (1928) von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer erhalten. Der Schlossgarten wird durch die Verlegung der Gleise erweitert und stärker in die Stadt integriert. Durch die unterirdische Führung der Hochgeschwindigkeitsstrecke entstehen neue Freiräume für die Stadt.

Ein zentrales Element des Entwurfs ist das begehbare, begrünte Bahnhofsdach, das die beiden Seiten des Talkessels von Stuttgart miteinander verbindet. Lichtaugen geben den Blick in die unterirdische Bahnhofshalle frei. Vier geschwungene Gitterschalen aus Stahl und Glas bilden die neuen Eingänge. Anstelle der oberirdischen Gleisanlagen entstehen zwei neue Stadtquartiere: das Rosensteinviertel mit 50 Hektar für Wohnen und Arbeiten und das Europaquartier mit 20 Hektar.

Dynamische Formen und angenehmes Klima

28 Kelchstützen aus weißem Sichtbeton bilden das Schalendach der neuen unterirdischen, lichtdurchfluteten Bahnhofshalle. Mit ihren frei fließenden, dynamischen Formen prägen sie die räumliche und sinnliche Qualität des Bahnhofs. Die einzigartige Dachkonstruktion lässt Tageslicht in die Halle und sorgt für eine natürliche Be- und Entlüftung. Das 450 Meter lange und 80 Meter breite Dach ist eine Freiform, die effizient den Kräften folgt. Auf diese Weise ist es eine materialsparende Konstruktion. In der unterirdischen Bahnhofshalle herrscht ein angenehmes Klima ohne zusätzliche Klimatisierung. Das einfallende Tageslicht reduziert den Energieverbrauch für künstliche Beleuchtung. Auf dem Dach des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes werden Photovoltaikmodule zur Energiegewinnung installiert.

Ausstellung

Die Ausstellung bei Aedes widmet sich dem neuen Stuttgarter Hauptbahnhof. Im ersten Ausstellungsraum erläutern Displays und mehrere Interviews mit Beteiligten den Entwurfsprozess und die bauliche Umsetzung. Der zweite Ausstellungsraum bietet Einblicke in den bereits fertiggestellten Rohbau der unterirdischen Bahnhofshalle. Eine 360°-Fotoinstallation, eine so genannte Rotunde, vermittelt das Raumgefühl dieses Ortes. Die Fotografie von HGEsch stellt das Publikum in die Mitte des imposanten Bauwerks. Eine fast vier Meter hohe Leinwand mit einem Durchmesser von neun Metern ermöglicht eine Wahrnehmung der Architektur, wie sie sonst nur vor Ort vermittelt werden kann.

Die Ausstellung ist die zweite zum Stuttgarter Hauptbahnhof bei Aedes, denn der erste Entwurf für das Projekt wurde bereits 1999 unter dem Titel Hauptbahnhof Stuttgart - Ingenhoven Overdiek und Partner vorgestellt.

Über christoph ingenhoven architects

Christoph Ingenhoven zählt zu den international führenden Architekten, die sich für nachhaltige und ökologische Architektur einsetzen und sie realisieren. Er studierte Architektur und Kunstgeschichte an der RWTH Aachen sowie an der Kunstakademie Düsseldorf bei Hans Hollein. 1985 gründete er Christoph Ingenhoven Architekten und ist seitdem für Projekte jeder Größe und Typologie weltweit verantwortlich – heute unter dem Namen christoph ingenhoven architects mit Hauptsitz im Düsseldorfer Medienhafen. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen der RWE-Tower in Essen, die Europäische Investitionsbank in Luxemburg, das Lufthansa HQ in Frankfurt/Main, das Swarovski HQ am Zürichsee, das Hochhaus 1 Bligh in Sydney, Marina One in Singapur und der Hauptbahnhof in Stuttgart. Zuletzt erhielten seine Projekte Kö-Bogen II in Düsseldorf, die Toranomon Hills Towers Tokyo und der Lanserhof Sylt internationale Auszeichnungen. Für seinen auf Nachhaltigkeit fokussierten Designansatz entwickelte Christoph Ingenhoven den Begriff supergreen®.

AW Architekt des Jahres 2024
Seit 2012 zeichnet AW Architektur & Wohnen mit dem Preis AW Architekt des Jahres herausragende Architekt:innen aus, die mit originellen Konzepten und visionären Gestaltungsideen neue Impulse für Architektur, Stadt und Menschen setzen. 2024 wird der Award an Christoph Ingenhoven verliehen. „Christoph Ingenhoven ist internationaler Pionier und Botschafter für ökologisches Bauen. Ein wahrer Visionär und herausragender Vordenker, der mit seinen Ideen immer wieder überrascht und zukunftsweisende Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit findet“, lobt Karen Hartwig, Chefredakteurin von AW Architektur & Wohnen. „Seine Architektur steht für eine kompromisslose Ästhetik mit dem Anspruch, so ökologisch und nachhaltig wie nur möglich zu bauen. Für diese vorbildliche Haltung zeichnen wir Christoph Ingenhoven als AW Architekt des Jahres 2024 aus.“

AW Architektur & Wohnen mit Sitz in Hamburg gehört zu den führenden Magazinen für Architektur, Design, Wohnen, Gartengestaltung und Reisen in Deutschland. Seit 67 Jahren beteiligt sich AW Architektur & Wohnen aktiv am kulturellen Diskurs, setzt sich für höchste Qualität in Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign ein und präsentiert internationale Protagonisten aus diesen Bereichen. Seit 1997 kürt die Redaktion alljährlich international renommierte Kreative als AW Designer des Jahres, seit zwölf Jahren verleiht AW Architektur & Wohnen parallel den Preis AW Architekt des Jahres. Mit der Auszeichnung ehrt die Redaktion Architektinnen und Architekten, die durch individuelle Konzepte und kreative Gestaltungsideen neue Impulse für Architektur und Stadt setzen. Unter den bisherigen Preisträgern sind u.a. MVRDV, BIG und gmp sowie die Studios Dorte Mandrup, Snøhetta, Kéré Architecture, Tatiana Bilbao Estudio und Sou Fujimoto, die bei Aedes in Berlin anlässlich des Preises ausgestellt haben.

Eröffnung: 19.7.2024, 18:30 Uhr
Sprecher:
Hans-Jürgen Commerell, Aedes
Christoph Ingenhoven, christoph ingenhoven architects