En Común
Wie wollen wir gemeinsam bauen, leben, wohnen und arbeiten – nicht nur in der Zukunft, sondern schon jetzt? Dieser Frage geht die mexikanische Architektin Tatiana Bilbao seit über einem Jahrzehnt mit ihrem interdisziplinären Büro Tatiana Bilbao Estudio nach. Sie verfolgt ihre Vision des Zusammenkommens abseits von Mainstream und Starkult und versteht Architektur als eine gemeinsame Plattform für alle im Gestaltungs- wie im Nutzungsprozess Beteiligten. Sie entwirft, plant und baut dabei mit Empathie, Haltung und Verantwortung. "Für diesen ganzheitlichen Ansatz von Architektur, ihr unnachgiebiges Engagement und ihre inspirierende Arbeitsweise" wird ihr nun der Preis AW Architekt des Jahres 2022 verliehen. En Común, was mit 'gemeinsam' übersetzt werden kann, spiegelt sich in der Ausstellung in acht internationalen Projekten, darunter einem konzeptionellen Wohnhaus und einem Kloster in Deutschland, wider. Die Ausstellung ist hervorgegangen aus der Zusammenarbeit mit dem Magazin AW Architektur & Wohnen und dem Aedes Kooperationspartner CEMEX.
Die vielfältig definierten Arten des Zusammenkommens und –seins sowie das besondere Verhältnis zwischen öffentlichem und privatem Raum setzt Tatiana Bilbao mit ihrem Team immer wieder in Beziehung. Der Titel der Ausstellung bezieht sich darüber hinaus auch auf die Art und Weise, wie Projekte und Entwürfe in Kooperation mit weiteren Architekturbüros entstehen. Bilbao behält den Überblick über das städtische Gefüge, ergänzt (Stadt-)Landschaften durch Bauten und Plätze und verliert dabei nie den Bezug zum Detail und die Wertschätzung historischer Strukturen und Materialien. Nachhaltige Bauweisen und -techniken spielen dabei eine ebenso große Rolle wie der soziale Aspekt von Architektur und die Kollaboration mit anderen (Landschafts-) Architekturbüros und Künstler:innen bei der Entwicklung von Konzepten. Dabei schafft Tatiana Bilbao kulturelle und soziale Werte in verschiedenen Maßstäben sowohl im städtischen wie auch ländlichen Kontext.
„Eine Stadt vereinigt in sich unendlich viele Städte, jede dieser Städte wird von ihren Einwohner:innen und den in ihr geschaffenen Räumen geprägt. Jeder Bürgersteig, jede Straßenlampe, jedes Gebäude bestimmt die Stadt. Insofern definiert auch jeder Moment der Begegnung und des Zusammenseins die Stadt. Das kann im Park, auf dem Markt, in einer Wäscherei oder Schule sein“, so Tatiana Bilbao und Mitarbeiterin Ayesha S. Gosh. Mit ihren Projekten schaffen sie genau diese Räume: eben jene, in denen sich die Nutzer:innen und Bewohner:innen organisieren und zusammen leben und arbeiten.
En Común zeigt acht exemplarische Projekte als Referenz für die Arbeitsweise des Büros anhand von Modellen, Collagen und großmaßstäblichen, im Kollektiv entstandenen Handzeichnungen. Mithilfe von raumgreifenden Modellen aus Beton, Stampflehm, Holz oder Ziegel bekommen die Besucher:innen ein Gespür für die teils in Planung befindlichen und, teils realisierten Projekte. Begleitet von Texten und Fotografien vermitteln reproduzierte Handzeichnungen der Architektin ihre Arbeitsweise.