Sauerbruch Hutton
Die Fassade des GSW-Hochhauses in Berlin mit ihren drehbaren Sonnenschutzblenden in Abstufungen von Rosa, Orange und Rot, die sich mit jedem Schritt verändernde dreidimensional texturierte Hülle aus farbig glasierten Keramikstäben des Museum Brandhorst in München oder die rot, grau und weiß geflammten Keramikwände des neuen M9 Museums in Mestre, die das Ziegelrot der Umgebung aufgreifen – farbig flirrende Fassaden sind eines der Markenzeichen des 1989 von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton begründeten Büros. Wie kaum andere Architekt*innen haben sie Farbe als Material der Architektur neu definiert und ihr raumbildendes Potential erkannt. Wobei dies nur ein Aspekt ihres inzwischen 30-jährigen Schaffens ist und nicht isoliert betrachtet werden sollte.
Das seit dem ersten großen Wettbewerbserfolg 1991, der Erweiterung und Sanierung der Hauptverwaltung der GSW, in Berlin beheimatete Büro widmet sich heute mit rund 100 Mitarbeiter*innen den unterschiedlichsten Aufgabenfeldern und versucht dabei, immer wieder neue Wege einzuschlagen. Im Fokus steht die Freude am sinnlichen Umgang mit Raum und Material, die Neugierde auf technische und räumliche Innovation und der verantwortungsbewusste Einsatz vorhandener Ressourcen jedweder Art. Dabei entstehen auf den ersten Blick überraschende Gebäudeformen, die bei näherer Betrachtung die intensive Auseinandersetzung mit dem oft städtischen Umfeld offenbaren.
Eines ihrer jüngsten Projekte ist das M9-Museumsquartier in Mestre, das dazu beiträgt, dass ein zuvor unzugänglicher Teil der Stadt durch neu geschaffene Wegeverbindungen für die örtliche Bevölkerung verfügbar gemacht wird. Hier zeigten Sauerbruch Hutton 2021 die Ausstellung „draw, love, build“, in der sie ihr Werk der vergangenen 30 Jahre entlang von drei Erzählsträngen präsentierten, die die Hauptthemen ihrer Projekte miteinander verweben: Den Umgang mit der postindustriellen Stadt, die Sorge um eine optimale Nachhaltigkeit und die Freude an sinnlichen und überraschenden Räumen, die den Alltag ihrer Nutzer*innen bereichern.
Die rund 60 Arbeiten sind nun im aut zu sehen und werden – passend zum robusten Charakter der ehemaligen Brauerei – auf ihren Transportkisten präsentiert. Durch die atmosphärische Dichte der Modelle in unterschiedlichen Maßstäben und verschiedenen Materialitäten hat das Arrangement den Charakter einer raumgreifenden Installation, die unterschiedliche Perspektiven auf das architektonische Werk ermöglicht und mit Stadtlandschaften assoziiert werden kann. Wer noch tiefer in die Welt von Sauerbruch Hutton eintauchen möchte, findet weiterführende Informationen, Zeichnungen, Fotos und Filme über eine eigens entwickelte App. Zum Verweilen lädt die aut: lounge ein, deren große Fenster mit Schattierfarbe angestrichen werden. Untertags wird so die Sonneneinstrahlung gemildert, nachts macht die leuchtende Verglasung die Ausstellung im Stadtraum präsent.
ausstellungskurator*innen
Peter Apel, Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch
team Lucia Alonso, Sabine Hertwig, Claus Marquart, Denise Murray Schlegel, Amelie Schleifenheimer sowie Jörg Albeke und Andrea Breinbauer
sauerbruch hutton
1989 Gründung des Büros durch Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton in London, ab 1991 in Berlin; derzeit besteht das Büro aus einem Team von etwa 100 Mitarbeiter*innen, die Verantwortung für das Büro wird von 19 Partner*innen und 7 Assoziierten geteilt
partner*innen
Andrew Kiel, Bettina Magistretti, David Wegener, Falco Herrmann, Jonas Luther, Juan Lucas Young, Julia Knaak, Jürgen Bartenschlag, Konrad Opitz, Lina Lahiri, Louisa Hutton, Mareike Lamm, Matthias Sauerbruch, Peter Apel, Sabine Hertwig, Sibylle Bornefeld, Steffi Gutschwager, Tom Geister, Vera Hartmann
assoziierte Andrea Frensch, Christian Seidel, Isabelle Hartmann, Jörg Maier, Marc Broquetas, Philipp Hesse, Stefan Fuhlrott
matthias sauerbruch
geb. 1955 in Konstanz; 1977 – 83 Studium an der Hochschule der Künste Berlin und der Architectural Association School of Architecture in London; 1983 – 89 Projektleiter bzw. Partner beim Office for Metropolitan Architecture in London; 1985 – 90 Unit Master an der AA; 1995 – 2005 Professor an der TU Berlin sowie der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart; Gastprofessor an der University of Virginia in Charlottesville (2006), an der Harvard Graduate School of Design (2005 – 09) und an der Universität der Künste Berlin (2012 – 14); u. a. Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, Honorary Fellow des American Institute of Architects (AIA) sowie der RIAI (irische Architektenkammer)
louisa hutton
geb. 1957 in Norwich (GB); 1975 – 85 Studium an der University of Bristol und der Architectural Association School of Architecture in London; 1984 – 88 Mitarbeit bei Alison + Peter Smithson in London; 1989 – 90 Lehrbeauftragte an der Architectural Association und 2008 Gastprofessorin an der Harvard Graduate School of Design; u. a. Mitglied des ersten Steuerungsausschusses der Bundesstiftung Baukultur, Ehrenmitglied des American Institute of Architects sowie der RIAI (irische Architektenkammer); seit 2014 Royal Academician der Royal Academy of Arts
peter apel
geb. 1970 in Stuttgart; 1994 – 2001 Studium an der Technischen Universität Berlin; seit 2001 Mitarbeiter und seit 2020 Partner bei Sauerbruch Hutton; seit 2018 Lehrbeauftrager und seit 2022 Professor an der Hochschule Anhalt in Dessau