9.5.–15.9.2024

Bauhaus und Nationalsozialismus

Adresse
Stéphane-Hessel-Platz 1, 99423 Weimar
Öffnungszeiten
Mo 10–14, Di–So 10–18

Die erste Ausstellung zum Thema „Bauhaus und Nationalsozialismus“ verdeutlicht die vielfältigen Wege, die Künstlerinnen und Künstler im Umgang mit einem totalitären Herrschaftssystem eingeschlagen haben.

Die Jahresausstellung der Klassik Stiftung Weimar setzt sich erstmals öffentlich mit dem Thema „Bauhaus und Nationalsozialismus” auseinander. An drei Orten in Weimar zeigt die Schau rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und renommierten Museen in Europa und den USA. Die Werke verdeutlichen die komplexe politische Geschichte des Bauhauses bis zu seiner Schließung 1933 und zeigen die äußerst unterschiedlichen Lebenswege der Bauhäusler*innen im Nationalsozialismus.

Im Museum Neues Weimar werden unter dem Titel „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte beleuchtet, die bereits mit der Gründung der Kunstinstitution in Weimar begannen und sich in Dessau und Berlin unvermindert fortsetzten. Im Bauhaus Museum geht es unter der Überschrift „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937” um die Beschlagnahme der „entarteten Kunst“ 1937 und um ihre Vorläuferaktion in Weimar: Bereits 1930 mussten über 70 Werke von Künstlern wie Lyonel Feininger und Paul Klee aus dem Schlossmuseum entfernt werden. Über 450 Werke wurden 1937 beschlagnahmt – ein bis heute spürbarer kultureller Verlust in den Sammlungen. Der Hauptteil der Ausstellung im Schiller-Museum beschäftigt sich mit Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”. Die Station thematisiert die Gratwanderungen, die sie angesichts der neuen politischen Verhältnisse nach 1933 vollzogen. Viele Bauhäusler*innen hatten kaum eine andere Wahl: Sie verloren ihre Arbeit und flohen aufgrund ihrer Herkunft ins Exil. Mindestens einundzwanzig Bauhäusler*innen wurden in NS-Gefängnissen oder Konzentrationslagern umgebracht. Doch die Mehrheit blieb unbehelligt in Deutschland. Die ehemaligen Bauhaus-Studierenden beteiligten sich an nationalsozialistischen Propagandaausstellungen oder präsentierte ihre Werke auf Designmessen. Sie entwarfen Filmplakate, Möbel, Haushaltswaren und sogar Hitlerbüsten.

Die dreiteilige Ausstellung will damit neue, auch unbequeme Perspektiven auf die Bauhausgeschichte aufzeigen. Denn noch lange nach 1945 hielt sich die Illusion einer einzig „guten" und verfolgten Moderne. Eine innovative künstlerische Haltung allein, so zeigen die Schicksale vieler Bauhaus-Angehörigen, schützt noch nicht gegen die Verführbarkeit durch den Faschismus. Dies macht die Rolle der Kunst in einer liberalen und weltoffenen Gesellschaft zu einem zentralen Thema der Ausstellung.