Imaginierte Räume
Raum und Architektur dienen Karl-Heinz Bogner als Ausgangspunkt seiner Arbeit. Er schafft Bildräume, die aus Raum- und Landschaftsstrukturen, Raumausschnitten, Ein- und Ausblicken sowie Formelementen bestehen, die an Konstruktionen oder Baustrukturen erinnern und es doch nicht sind. Es sind Gedankenräume, Schichtungen von Linien, Flächen und Farben – Chiffren einer imaginierten Architektur.
Es gehört zu den faszinierenden Phänomenen seiner Kunst, dass er von einer lyrischen Abstraktion ausgeht, die in der Schichtung von Linien, Flächen und fein nuancierten Farben sogar eine gestische Handschrift erlaubt, um am Ende aber doch eine Räumlichkeit zu insinuieren, die einmal in kafkaesk-kristallklarer Undurchdringbarkeit, ein andermal in nahezu kartographischer Ortsbezüglichkeit münden. Spontaneität und nüchternes Kalkül, Freihandzeichnung und Lineal-Linie gehen Hand in Hand. „Mich interessiert das Unfertige, das Fragmentarische und Provisorische. Räume, die sich im Entstehungsprozess befinden“, so Karl-Heinz Bogner. Das Prozesshafte wird auch dadurch verstärkt, dass sich der Raum einer perspektivisch festgelegten Realität verschließt, um offen zu bleiben, um auch Raum für den Betrachter zu schaffen.
Der Künstler Karl-Heinz Bogner erschafft Bildräume wie Raumbilder. Sie entstehen als visionäre Setzung aus der Idee heraus, die einer möglichen Bauplanung zuvorkommt. Als Medium dient ihm in erster Linie die Zeichnung, dann auch deren dreidimensionale Hinterfragung. „In Zeiten digitaler Darstellungen“, konstatiert Bogner, „rückt die analoge Zeichnung wieder mehr ins Licht.“ In Worte gefasst, wären seine Arbeiten eine Reflexion über die Kunst, die sich selbst darstellt. Darüber hinaus rührt sie an ein inneres Bild, macht imaginierte Räume nachvollziehbar.
Die Raumgalerie zeigt diese „Imaginierte Räume“ in Bogners neuen topografischen Arbeiten auf Papier sowie in Architekturobjekten. Er erbaut sich auf dem Papier seine ausdrücklichen Raumthemen wie Rückzugs-, Schutz- oder Zwischenräume, die in jüngster Zeit Anmutungen von Schichtungsprotokollen erhalten – eine Art Tiefenschürfung der Erinnerung. Die Objekte, die Bogner selbst mit „Eremitagen“ oder „Hochsitzen“ verglichen hat, greifen die Schutz- und Rückzugsthematik wieder auf, denken sozusagen sein konstruktivistisches Programm dreidimensional weiter. So bleiben die Objekte aus Linien und Flächen wie auch seine „Konstruktions-Zeichnungen“ Teil der letztlich hermetischen, wenn auch freien Gedankenräume, die das Werk Karl-Heinz Bogners kennzeichnen.
Karl-Heinz Bogner,
geboren 1966 in Stuttgart, studierte von 1989 bis 1995 Architektur und Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er ist Bildender Künstler, die Schwerpunkte seiner Arbeit sind Raum und Architektur. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen gezeigt, unter anderem im Architekturforum Aedes Berlin, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung Bonn, Forum Kunst und Architektur Essen, Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen, Kunstverein Speyer und Kunstverein Radolfzell. Neben seiner künstlerischen Arbeit hat er Lehraufträge an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie der Hochschule Darmstadt. Karl-Heinz Bogner lebt und arbeitet in Stuttgart.