Hermann Czech
Hermann Czech zählt zu den renommiertesten Architekten Österreichs und ist eine profunde Stimme im aktuellen Diskurs. Sein ungleichartiges architektonisches Werk umfasst Stadtplanung, Wohn-, Schul- und Hotelbauten ebenso wie Interventionen in kleinem Maßstab und Ausstellungsgestaltungen. Frühe Lokale wie das Kleine Café (1970/1973-74) und die Wunder-Bar (1976) haben sich längst in die kulturelle Substanz der Stadt eingeschrieben. Architekturtheorie versteht Czech als „Denken zum Entwurf“: Seine kritischen Texte zu den Protagonisten der Wiener Moderne, zu architektonischen Themen wie dem „Umbau“ oder zu den Methoden der Architekturproduktion bezeugen ein zunehmend enges Verhältnis von Abstraktem und Konkretem, von Theorie und Praxis.
Czechs Entwurfsdenken folgt der Überzeugung, dass Planungsentscheidungen erst tragfähig sind, wenn sie nicht auf „Einfällen“ beruhen, sondern methodisch erarbeitet werden, sich zugleich aber auch dem Unerwarteten und Alltäglichen öffnen. Dieser „Mehrschichtigkeit“ des Entwerfens und Herstellens von Architektur widmet sich „Hermann Czech – Ungefähre Hauptrichtung“ in einer abwechslungsreichen Projektauswahl. Anhand von (zum Teil noch nie gezeigten) Entwürfen und Realisierungen aus den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart werden Methoden („wie etwas entsteht“) und räumliche Wirkungen („wie etwas ausschaut“) dargestellt. In der pointierten Gegenüberstellung der Werkbeispiele wird Reichhaltigkeit auch im Unscheinbaren sichtbar, zudem werden Aspekte der Partizipation beleuchtet, die bei Czech mit einer gedanklich fundierten Position des Manierismus verknüpft ist. „Hermann Czech – Ungefähre Hauptrichtung“ steht für eine vieldeutige Architektur, die nicht verführen, sondern durch profunde Planungsentscheidungen und in der Raumerfahrung selbst überzeugen will.
Die Ausstellung ist durch die im Faltplan verorteten Wiener Projekte und Realisierungen mit dem Stadtraum verschränkt angelegt und wird von einem Diskursprogramm sowie Exkursionen begleitet.
Hermann Czech (*1936 in Wien), studierte Architektur an der TH Wien und an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Ernst A. Plischke. 1958 und 1959 nahm er an den Seminaren von Konrad Wachsmann an der Salzburger Sommerakademie teil. Erste architektonische Arbeiten ab 1960, von 1963 bis 1967 schrieb er architekturkritische Texte für Die Furche. Ab den 1970er-Jahren Projekte und Realisierungen in verschiedenen Planungsmaßstäben. Veröffentlichung der frühen Schriften 1978 unter dem Titel Zur Abwechslung (erweiterte Neuauflage 1996), 2021 folgte Ungefähre Hauptrichtung. Schriften und Gespräche zur Architektur (beides Löcker Verlag). Hermann Czech war Gastprofessor an internationalen und nationalen Hochschulen, z.B. an der Harvard University in Cambridge/USA, der ETH Zürich, an der TU Wien und der Akademie der bildenden Künste in Wien. Für sein architektonisches Werk erhielt er Preise und Auszeichnungen. 1980, 1991, 2000 und 2012 nahm er an der Architekturbiennale in Venedig teil, zuletzt 2023 gemeinsam mit dem Kollektiv AKT. Hermann Czech lebt und arbeitet in Wien.