Egon Hartmann 1919–2009:
Egon Hartmann war eine Schlüsselfigur des städtischen Wieder- und Neuaufbaus, erst in der DDR, dann in der Bundesrepublik. Sinnbild für seine Bedeutung in beiden deutschen Staaten sind seine Berliner Wettbewerbserfolge Anfang und Ende der 1950er Jahre: im Osten für die Planung der Stalinallee und im Westen für eine künftige gesamtdeutsche Hauptstadt. Hartmanns Schaffen spiegelt in einzigartiger Weise wesentliche Entwicklungslinien des deutschen Städtebaus nach 1945 wider. Dabei schlossen sich für ihn modernistischer Neuaufbau und die Rückbesinnung auf lange gewachsene urbane Strukturen nicht aus. Die Ausstellung zeigt auf 24 Roll-Ups, ergänzt um einige Zeichnungen zu Dresden, ein bewegtes Leben voller Brüche und Brücken.
Der aus Böhmen vertriebene Hartmann studierte in Weimar und machte in Thüringen rasch Karriere: Als Chefarchitekt des Landesprojektierungsbüros für Stadt‐ und Dorfplanung entfaltete er starken Einfluss auf die Nachkriegsplanungen für viele Städte und Orte. Zugleich war er im Erfurter Regierungsviertel als Architekt tätig. Insbesondere baute er das Hochhaus für die Landesregierung (1950/51, heute Verwaltungssitz des Landtags). Um 1950 beteiligte sich Hartmann auch an vielen Wettbewerben, darunter mehrfach zu Dresden. Noch ein halbes Jahrhundert später nahm er Anteil an der städtebaulichen Entwicklung der sächsischen Hauptstadt.
1951 gewann Hartmann überraschend den Gesamtwettbewerb für die Planung der Berliner Stalinallee. Zwar konnte er sich bei der Realisierung gegen etabliertere Kollegen wie Paulick und Henselmann nicht durchsetzen, entwarf aber einen der Bauabschnitte. 1954 ging Hartmann in den Westen, wo er in Mainz und München (ab 1959) in führenden Positionen der kommunalen Stadtplanung wirkte. So trägt der Wiederaufbau von Mainz stark seine Handschrift, und in den 1960er Jahren entwarf er die städtebauliche Konzeption für die umfangreichste Großsiedlung der Bundesrepublik, München-Neuperlach. Im Ruhestand arbeitete Hartmann als bildender Künstler.