19.10.2018–6.1.2019

Lehmarchitektur heute

Ein traditioneller Werkstoff für die Zukunft
Adresse
Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart
Öffnungszeiten
Di–So 12–18 Uhr
E-Mail

Lehmbauten finden sich in allen Epochen rund um den Globus: Die chinesische Mauer wurde vor 4.000 Jahren zunächst aus Stampflehm erbaut, zahlreiche Moscheen in Mali und Iran, die Wohnbauten der Pueblo-Indianer in New Mexico oder die Altstadt von Shibam in Jemen gehören zum Weltkulturerbe, das höchste massive Lehmhaus Mitteleuropas ist fünfgeschossig und wurde 1828 in Weilburg an der Lahn gebaut: Lehmarchitektur ist Teil Unseres kulturellen Erbes! Lehm, eine Mischung aus lokalem Ton und Sand, reguliert die Luftfeuchtigkeit, speichert Wärme, spart Energie und Transportkosten, ist wiederverwendbar und eignet sich für den Selbstbau. Die Vorzüge gegenüber Beton liegen in der Energie- und Kostenersparnis sowie im ausgeglichenen Raumklima; aus diesen Gründen sollte Lehm als Baustoff auch in den nördlichen Industrieländern eine Renaissance erleben. Die Ausstellung zeigt 40 Projekte, welche mit dem TERRA Award ausgezeichnet wurden. Der Preis wurde erstmals 2016 durch CRAterre (Centre international de la construction en terre) und dem Forschungs- und Experimentierzentrum amàco vergeben. Kriterien waren nicht nur die architektonische Qualität, sondern auch Ortsspezifität sowie Einsatz und Weiterentwicklung traditioneller Techniken. Die ausgezeichneten Projekte reichen von der Rekonstruktion eines durch Erdbeben zerstörten Dorfes in China und einer zeitgenössischen Interpretation des lokalen Sippenhauses bis hin zum Ricola–Kräuterzentrum von Herzog & de Meuron in der Schweiz, vom privaten Wohnhaus in Darmstadt bis zu Schulbauten in Bangladesch und China. Mit der Auswahl und Präsentation herausragender zeitgenössischer Bauten beginnt die Zukunft des Kulturerbes Lehmbau. In Kooperation mit dem Studiengang IUSD (Integrated Urbanism & Sustainable Design) der Universität Stuttgart und internationalen Studierenden werden wir in einem Workshop haptische, begehbare und begreifbare Lehmarchitekturelemente herstellen, die in der Reihung verschiedene Erden, Farben und Oberflächen aufweisen. Die Voraussetzung für die Vielfalt und Schönheit von Lehmarchitektur ist das breite Spektrum an Farben, das die Erde an jedem einzelnen Ort aufweist: Der Künstler herman de vries hat über Jahre hinweg an verschiedenen Orten weltweit Erdproben gesammelt, auf Papier ausgerieben und die Farbigkeit von Erde sinnlich veranschaulicht.