Napoli Super Modern
Alle scheinen Neapel zu kennen, auch diejenigen, die noch nie in dieser Stadt gewesen sind: ihre Lage, ihre Geräusche, ihre Menschen, ihre Geschmäcker, ihre Informalität und nicht zuletzt die Geschichten, die von der Leidenschaft der Bewohner*innen dieser Stadt geprägt sind. So zahlreich, wie diese Narrative in Literatur, Musik oder Film aufscheinen, überlagern sich auch in der Architektur der Stadt unzählige Geschichten über Epochen, Baustile und Nutzungen. Um jedoch nicht dazu verleitet zu werden, sich Stereotypen hinzugeben, braucht es Erzähler*innen, die das Narrativ dieser reizvollen Kakofonie entschlüsseln helfen.
Diese Aufgabe hat in der Ausstellung ‹Napoli Super Modern› das Pariser Büro LAN (Benoit Jallon und Umberto Napolitano) übernommen. In der gleichnamigen Recherche lenken sie und der Fotograf Cyrille Weiner den Blick auf eine Serie von Gebäuden, die im heterogenen urbanen Kontext Neapels häufig übersehen werden. Projekte aus dem Zeitraum 1930—1960, einer Epoche, die zwar geprägt ist von Faschismus und dem Wiederaufbau der Nachkriegszeit, aber gerade in Neapel auch eine stark auf den Kontext reagierende Form der Moderne hervorgebracht hat.
Ergänzend werden die Stadt, ihre Bewohner*innen und deren Zusammenleben durch dokumentarische und filmische Erzählungen porträtiert. Die Filmemacher*innen Bêka & Lemoine halten einen Spaziergang vom Lungomare durch die steilen Gassen bis auf den Vesuv fest. Die von Salvatore Aprea (École polytechnique fédérale de Lausanne) und Barbara Tirone (Maison de l‘Architecture de Genève) kuratierte ausstellungsbegleitende Filmreihe im Stadtkino Basel (1. Mai bis 20. Juni 2022) fokussiert auf die Wahrnehmung Neapels von innen. Sie stellt die Menschen, die Neapel ausmachen, in den Mittelpunkt und vermittelt die Stadt durch die Augen und Gefühle der Protagonisten.