In the Making: Ilya & Emilia Kabakov
Seit Ende der 1980er Jahren erschaffen die gefeierten Konzeptkünstler Ilya und Emilia Kabakov fantastische Räume, die sie selbst „totale“ Installationen nennen. Die Betrachter tauchen ein in Geschichten, die nicht nur von der Vergangenheit der Kabakovs in der UdSSR, wo beide geboren wurden und aufgewachsen sind, sondern auch und vor allem von utopischen Träumen handeln. Die Kabakovs entwerfen das Konzept einer Installation immer gemeinsam und Ilya überträgt ihre Ideen auf Papier.
Ilya Kabakovs grafisches Können geht auf die Zeit zurück, als er – lange bevor er im Westen überhaupt wahrgenommen wurde – in Moskau Grafikdesign und Buchillustration am Surikow-Kunstinstitut studierte und später als Illustrator für Kinderbücher arbeitete. In den 1960er Jahren bildete eine kleine Gruppe regimekritischer Künstler – in der Kabakov eine zentrale Rolle spielte – eine inoffizielle Kunstbewegung, die später Moskauer Konzeptualismus genannt wurde und die sich mit den Widersprüchen und dem Scheitern des Sozialismus auseinandersetzte.
In den 1980er Jahren schuf Kabakov die Installation The Man Who Never Threw Anything Away, die aus Gegenständen des täglichen Lebens bestand. Die Verwendung von gewöhnlichen Objekten – Dingen, die helfen, eine Atmosphäre der Erinnerung zu schaffen – wird zum zentralen Mittel in seinem Werk und er beginnt, diese Gegenstände in die begehbaren Rauminstallationen einzubeziehen. Im Westen wurde man zum ersten Mal auf Kabakov aufmerksam, als ihm die Kunsthalle Bern 1985 eine große Einzelausstellung widmete. Zwei Jahre später nahm er ein sechsmonatiges Stipendium des Kunstverein Graz an und begann ab 1988 mit Emilia zusammenzuarbeiten, die zu dieser Zeit in New York als Kunstberaterin und Kuratorin arbeitete. Sie stammt wie Ilya aus Dnepropetrowsk (heute Dnipro) und kannte ihn schon als Jugendliche. 1992 heirateten sie und setzten ihre Zusammenarbeit fort.
Die Ausstellung In the Making: Ilya & Emilia Kabakov. Von Zeichnung zu Installation präsentiert eine Auswahl an Skizzen und farbigen Zeichnungen zu ihren berühmten Installationen, wie The Toilet, die 1992 auf der documenta IX in Kassel errichtet wurde, The Palace of Projects, der heute in der Zeche Zollverein aufgebaut ist, und The Red Pavilion, der auf der 45. Biennale in Venedig 1993 ausgestellt wurde. Neben diesen und weiteren Zeichnungen für gebaute Werke sowie Bühnenbildern sind zahlreiche Ideen für nicht realisierte Installationen zu sehen, wie The Vertical Opera, entworfen für das Guggenheim Museum, oder The Fallen Angel, eine Skulptur eines vom Himmel gefallenen Engels, die vor dem Whitney Museum in New York entstehen sollte. Die meisten der ausgestellten Arbeiten sind nicht Ausdruck des Gedankenprozesses, der zu den großformatigen Installationen geführt hat, sondern halten Ideen fest, die von Anfang an in den Köpfen des Künstlerpaars existieren und dann durch verschiedene Zeichnungen umgesetzt werden.
Für die Kabakovs steht die Installation der Architektur, insbesondere in ihrer Beziehung zum Raum, sehr nah und sie setzen oft architektonische Elemente in ihren Arbeiten ein. Die vielfältigen Zeichnungen geben uns einen Überblick über ihr herausragendes Werk und unterstreichen zugleich die Verbindung zwischen Installationskunst und Architektur.
Anlässlich der Ausstellung wird eine Lichtinstallation mit der Zeichnung How to Meet an Angel an die Fassade des Museums projiziert.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.