27.8.–26.9.2015

Verfahren der Aneignung

Book of Copies – Book of Strategies
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen, dem «Book of Copies» im vorderen und einer Installation im hinteren Raum, die man in Entsprechung dazu «Book of Strategies» nennen kann.
Die Ausstellung «Book of Copies» wurde von den Herausgebern von San Rocco, der Mailänder Zeitschrift, 2012 an der Biennale in Venedig erstmals gezeigt. Dazu haben ihre Organisatoren weltweit eine grosse Anzahl von Vertretern der Bereiche Architektur, Architekturtheorie und -geschichte eingeladen, zu bestimmten Bautypen und Bauformen schwarzweisse Bilder als Referenzen im Format A4 einzuschicken. Diese bilden das «Book of Copies» und sind nun im AFZ ausgestellt, zusammen mit einem Fotokopierer und mit der Aufforderung an die Besucher, für die eigene Arbeit nützliche Bilder gleich zu kopieren, «um Architektur zu machen».
Kopien werden von San Rocco nicht als Zitate verstanden. Sie stellen keine Verbindung her zu den Werten älterer Zivilisationen. Sie sind bescheidener als unmittelbare Zitate. Sie nutzen ganz einfach das Wissen, das verfügbar ist. Und der einzige Grund, ein Ding bzw. ein Bild in die Sammlung aufzunehmen, ist seine potentielle Schönheit. So bestimmt sich das «Book of Copies» als provisorische Sammlung von Dingen, die es verdienen, kopiert zu werden. Seine Grundlage besteht in dem kollektiven Wissen, das man – provisorisch – Architektur nennen kann. So weit die Organisatoren der Ausstellung.
Die Bedeutungen, welche diese Dinge in komplexer Weise enthalten, sind mit anderen Worten beim Kopieren ausdrücklich ausgeklammert. Es genügt, dass die Dinge gefallen, um sie zu benützen; Bedeutungen sind dabei belanglos. So beschränken sich Referenzen auf LIKES, auf die privaten Empfindungen und Assoziationen, die sie hervorrufen. Das ist das eine. Das andere ist, dass auch die Strategien, mit denen diese Dinge beim Entwerfen angeeignet werden, ausgeklammert werden.
Tatsächlich bezieht sich die Architektur schon immer auf sich selbst. Dabei geschieht die Aneignung von Referenzen mittels benennbarer Strategien: Collage, Montage und Assemblage, Manier und Pastiche, Zitat und Paraphrase, auch Verfremdung und Verwandlung. Um dem Kopieren der A4 Blätter als Mittel des Entwerfens einen konzeptionellen Hintergrund zu geben, hat das AFZ seinerseits einige Architekten, Architekturtheoretiker und -historiker gebeten, sich zu diesen Strategien zu äussern. Ihre Beiträge bilden den zweiten Teil der Ausstellung und dienen als Aufforderung, sich mit der Wahl von Referenzen und den Verfahren ihrer Aneignung vertieft auseinander zu setzen.