Nov 5–Nov 30, 2015

Urlaub nach dem Fall

Transformationen sozialistischer Ferienarchitekturen an der kroatischen Adria
Address
Museumsplatz 1, 01070 Vienna
Hours
Mon–Sun 10 am–7 pm
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Kroatien ist seit Jahrzehnten ungebrochen das Urlaubsparadies an der Adria. Die Tourismusindustrie stellt somit den bedeutendsten Wirtschaftszweig des Landes dar. Sie baut dabei jedoch auf eine Infrastruktur, die während des sozialistischen Modernisierungsschubes der 1960er und -70er Jahre entwickelt wurde. Zu einer Zeit, da raumplanerischen Instrumenten ein hoher Wert beigemessen wurde und explizite Modernität in der Architektur und Kunst zum Corporate Design der Nation zählten.

Die Ausstellung bietet eine Genealogie der großmaßstäblichen Ferienarchitekturen an der Adria-Küste einschließlich der physischen und ökonomischen Transformationen, denen diese Anlagen nach dem Zerfall Jugoslawiens unterzogen wurden. Dabei handelte es sich um Projekte von durchaus bemerkenswerter Qualität, die sich heute – je nach ihrem Standort und dem Engagement der neuen BesitzerInnen – als melancholische Ruinen, bescheidene Renovierungen oder völlig neuartige Überbauungen darstellen.

Den Einstieg in die Ausstellung macht der historische Aufruf Titos „Come and See the Truth“, mit dem dieser die großen Tourismusanlagen unter sozialistischer Arbeiter-Selbstverwaltung als transnationale Begegnungsstätten bewarb: im Gegensatz zu den real-sozialistischen Ländern hinter dem eisernen Vorhang war Jugoslawiens Politik von Internationalismus, offenen Grenzen, einer Wirtschaftspolitik zwischen Sozialismus und selbstverwalteter Marktwirtschaft und seiner führenden Rolle in der Vereinigung blockfreier Staaten gekennzeichnet.

Zentrales Gestaltungselement der Ausstellung bildet eine 15 Meter lange, mit Bildmaterial angereicherte Zeitschiene, die die Nächtigungszahlen darstellt. Diese stiegen seit 1955 kontinuierlich an, knickten erstmals 1988 ein und fielen mit Kriegsbeginn 1991 auf einen vorübergehenden Tiefststand, von dem sich die Tourismuswirtschaft Kroatiens lange nicht erholen sollte.

Anhand von sieben ausgewählten Case Studies werden jeweils beispielhaft relevante Themen verhandelt: Sozialtourismus, die übergeordnete Raumplanung, die Vielfalt der Typologien, Interieur, Kunst und Design, im Privateigentum befindlichen Serviced Apartments in Zeiten von Rechtsunsicherheit und Wirtschaftskrise sowie leerstehende Resort-Ruinen. Dabei werden Aspekte der Planungsgeschichte und der baulichen Transformation illustriert sowie die politisch-ökonomischen Hintergründe der mitunter eigenwilligen Privatisierungsprozesse kommuniziert. Denn es ist nicht unerheblich zu hinterleuchten, wer wann und wie in den Besitz der Hotels und Resorts geraten ist und aus welchem Hintergrund heraus die neuen BesitzerInnen heute agieren.