Aug 26–Sep 15, 2016

Räume denken

Theorien der Innenarchitektur
Address
Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart
Hours
Mon-Sat 11 am-7 pm

Vor der Praxis des Bauens kommt die Theorie. Das gilt nicht zuletzt für die Studierenden der Innenarchitektur, in deren Ausbildung die Untersuchung des Raums ein wichtiger Baustein ist. Die Ausstellung „Räume denken“ zeigt vier diesjährige Master-Thesen der HFT Stuttgart im Spannungsfeld von Theorie und Innenarchitektur, die sich mit dem Phänomen Raum sowie den Interieurs des Architekten Adolf Loos auseinandersetzen.

Die Innenarchitektur als praxisnahe Disziplin hat keine eigene Theorie. Diese fehlende Reflexion ist ein „missing link“, dessen Überbrückung dem gesamten Berufsstand eine deutliche Bereicherung bringen könnte. Neue Chancen für die Innenarchitektur bietet da die Bologna-Reform: Das längere zweistufige Studium ermöglicht Studierenden, bei ihren Master-Thesen die Innenarchitektur zu hinterfragen und somit Raum neu zu denken. Absolventen mit Master-Titel können promovieren. Der Abschluss eröffnet den Zugang zum höheren Dienst und erfüllt die Voraussetzungen für die professorale Berufung, sodass künftig vielleicht sogar mehr InnenarchitektInnen als Architekten Innenarchitektur lehren. Studierende des Internationalen Masters of Interior-Architectural Design der HFT Stuttgart zeigen anhand ihrer Abschlussarbeiten, welche Theoriethemen aktuell anstehen. Die von den Studierenden meistens selbst gewählten Themen können sowohl ein praktischer Entwurf, eine experimentelle, eher künstlerische Arbeit oder auch ein Theoriethema sein. Bewusst wird hier den Studierenden der Raum zum Experimentieren gegeben. Die in der Ausstellung „Räume denken“ gezeigte Auswahl stellt das Verhältnis von Theorie zur Innenarchitektur in den Mittelpunkt:

Teresa Restle untersucht in ihrer Arbeit „Der Klang der Räume – Sound Design als atmosphärisches Gestaltungsmittel in der Innenarchitektur“ den Klang von Räumen und Innenarchitekturelementen und schlägt Entwurfswerkzeuge, Sprache und Darstellungsmittel als Planungshilfen vor.
Daniela Lemak beschäftigt sich in „Lebensraum Licht – eine Ausstellung zum Thema Licht“ sehr fundiert mit Lichtgestaltung und deren Grundlagen. Als Schnittstelle um diese Erkenntnisse zugänglich zu machen, schlägt sie eine Ausstellung vor, in der die Besucher anhand der Bereiche einer Wohnung explorativ unterschiedliche Licht-Gestaltungsansätze im Vergleich zueinander ausprobieren können.
Aline Moosmann seziert Übergänge von verschiedenen Raumatmosphären, legt dabei alle einzelnen Komponenten frei und erklärt ihre Bedeutung. Ihr Thema „Nicht Mehr I Noch Nicht – der Schwellenraum in der Architektur“ macht auf das szenografische Potenzial dieser Räume aufmerksam.
Das Oeuvre eines der wichtigsten Pioniere der Moderne, Adolf Loos, besteht zu einem Großteil aus Interieurs. Diese hat Theresia Hug in „Das andere Lernen. Adolf Loos – Vordenker, Vorreiter, Vorbild“ genauer unter die Lupe genommen. Anhand der noch wenig bekannten Werke von Loos aus Pilsen hat sie gezeigt, dass seine Position auch für Studierende heutzutage noch so brandaktuell ist, dass sie sehr viel von ihm lernen können. Und dass Adolf Loos eigentlich ein Innenarchitekt war – einer, der auch theoretisiert hat.